Wie die Kröte Hermine zu einem Pferdesattelkissen kam

Von Iris Bandner

Noch sind die Tage lang und heiß. Der Sommer dreht nochmals so richtig auf. Keine Abkühlung der Nächte in Aussicht und die Wassertemperaturen klettern immer höher. Auch eine Kröte hat so ihre Befindlichkeiten. Am liebsten sind ihr so die mittleren Sommertemperaturen von ca. 24 bis 27 Grad. Das Laub wird immer trockener und es wärmt sich auch allmählich auf. Bald ist nirgends ein Plätzchen zu finden, wo sich eine alte Kröte ausruhen kann, ohne sich ihren Bauch zu verbrennen.

In der Stadt zwischen all dem Beton ist es sicherlich noch wärmer. Kein Lufthauch ist zu spüren und kein Schatten, den man aufsuchen kann. Also leiden auch die Menschenkinder und suchen verzweifelt einen Platz, an dem sie sich ausstrecken können, um vor der zu Hitze entfliehen. Selbstverständlich haben sie Kleider an, die viel Haut frei lassen, damit wenigstens ein bisschen Frische an ihre Beine und Arme kommt. Und sie wollen so schnell wie möglich die Stadt verlassen, um in der freien Natur zu entspannen.

Die Pferdefreundin und Naturliebhaberin Regina möchte sich nach einem anstrengenden Arbeitstag als Busfahrerin in den Pfälzer Wald begeben, um sich von den gestressten und oft übelgelaunten Fahrgästen zu erholen. Da auch sie nackte Beine hat und außerdem noch ihre blaue Dienstkleidung trägt, die auf keinen Fall beschmutzt werden darf, hat sie sich ein Kissen in Form eines Pferdesattels genäht. Schön groß und bequem, damit ihr Popo auch genügend Platz darauf hat.

Mit ihrem Auto fährt sie an den Waldparkplatz und schnappt sich ihr großes Sattelkissen. Endlich am Weiher angekommen, sucht sie sich ein stilles, ebenes Plätzchen und legt ihr selbst genähtes Kissen an der Uferböschung ab. Müde setzt sie sich darauf. Bald legt sie sich nach hinten zurück. Sie will nur für einen kurzen Augenblick die Augen schließen. Aber wie so oft, wenn man so richtig müde und erschöpft ist, schläft sie fest ein.

Die Kröte Hermine hat das alles beobachtet. Neugierig, auf welch toller Unterlage dieses Menschenkind liegt, kann sie ihre Wissbegierde nicht länger zurückhalten und hüpft ganz vorsichtig zu der Unterlage. Wie schön diese doch ausschaut und wie komfortabel sie ist. Leise wagt sich Hermine auf das Sattelkissen. Sie wird ganz übermütig und springt darauf herum. Dummerweise in Höhe des Kopfes von dieser jungen, schönen Frau.

Durch diese ungewohnten Bewegungen auf Kopfhöhe wird Regina wach. So aus dem Tiefschlaf gerissen und noch etwas orientierungslos starrt dieses Menschenkind in die großen Glubschaugen von Hermine und erschrickt sich fast zu Tode. Sie schreit, springt auf und verlässt fluchtartig den schattigen Platz an der Uferböschung. Fast wäre sie ins Wasser gefallen.

Das hat Hermine zwar nicht gewollt, aber durch den Schreck hat Regina ihr Pferdesattelkissen vergessen. Und so kam Hermine an diesem heißen Sommertag zu einer kühlen Unterlage.

Im Laufe des Herbstes wird Hermine entdecken, dass dieses Kissen nicht nur kühlt, sondern sie sich auch darunter verstecken kann.

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