Hermine lernt Erpel Kurt und Ente Trudchen kennen

Von Iris Bandner

Heute Nacht hat Hermine lange und tief geschlafen. Langsam macht sie sich bereit, ihr Tagewerk zu beginnen und begibt sich gemächlich zu ihrem Platz am Ufer des Weihers. Damit sie wieder alles im Blick hat, klettert sie schwerfällig auf ihren Stein an der Uferböschung des Wassers. Sie gähnt noch einmal herzhaft, rückt ihren dicken Bauch zurecht und nimmt ihre Beobachtungsstellung für den heutigen Tag ein.

Schon von weitem sieht sie, dass sich neue Besucher am See eingestellt haben. Ein junges Entenpaar ist gerade auf dem Wasser gelandet. Ob sie nur eine kurze Pause einlegen um sich auszuruhen um dann weiter zu ziehen, oder ob sie sich einen Platz zum Verbleiben suchen lässt sich noch nicht erkennen. Hermine plustert sich etwas auf und, um auf sich aufmerksam zu machen, gibt sie ein lautes Quaken von sich. Nun, wie zu erwarten war, ist das junge Paar auf sie aufmerksam geworden. Höflich, wie es sich gehört, kommen sie langsam zu Hermine herübergeschwommen. Der Erpel, etwas größer und wie im Tierreich üblich auch etwas bunter als die Weibchen, stellt sich vor. „Ich bin Kurt und diese zarte Ente ist meine Frau Trudchen.“

Freundlich blinzelnd, fängt Trudchen auch schon an zu schnattern. „Hallo, Frau Kröte wie geht es ihnen denn so? Wir suchen einen Platz zum Nisten, denn wir werden bald eine Familie gründen.“ Dabei lächelt sie ihren Kurt ganz verliebt an.

Wenn er nicht schon eh einen bunten Kopf gehabt hätte, hätte man erkennen können, wie er unter seinem Gefieder etwas schüchtern errötete.

Hermine weiß es zu schätzen, wenn ihre Nachbarn wissen, was sich gehört und sie sich vorstellen. „Dann seid mal herzlich willkommen. Ich bin übrigens Hermine.“

„Hermine, am Ende des Weihers haben wir Sumpfgras entdeckt. Meinst du, wir sind da willkommen, wenn wir unser Nest bauen?“ fragte Trudchen.

„Ich denke schon, wenn ihr nur nicht die ganze Nacht schnattert und die anderen Tiere beim Schlafen stört.“

„Nein, nein das werden wir ganz sicher nicht tun.“ Danach schwimmen Kurt und Trudchen zu weiteren Erkundungen davon.

Die Tage ziehen ins Land und allmählich riecht und sieht man das Erwachen der Natur. So langsam kommen auch die Vögel aus ihren Winterquartieren zurück und beginnen schon früh morgens mit ihrem Konzert. Es wird Frühling!

Hin und wieder sieht Hermine eine Ente auf dem Weiher schwimmen und nach Futter tauchen. Was das bedeutet, weiß Hermine. Die beiden haben einen Platz im Sumpfgras gefunden und haben ein Nest gebaut. Und so verliebt, wie sich die beiden angeschaut haben, liegen da sicherlich einige Eier drin. Na ja, Hermine kann abwarten. Ganz bald wird sie das Ergebnis sehen. Und tatsächlich nach einigen Tagen hört sie ein zartes Geschnatter vom Ende des Weihers. Die Küken sind geschlüpft. So wie Hermine, Kurt und Trudchen kennengelernt hat, werden diese in den nächsten Tagen vorbeischwimmen und ihre Kinderschar vorstellen.

An einem sonnigen Sonntag ist es soweit. Kurt schwimmt hoch erhobenen Halses voran, gefolgt von fünf kleinen Küken. Das stolze Trudchen, immer den Kopf nach allen Seiten drehend, ob auch alle sehen, was für eine große Familie sie hat, schwimmt hinterher. Sie passt auf, dass kein Küken aus der Reihe schwimmt. Aber das Küken in der Mitte macht immer Anstalten, aus der Reihe zu tanzen. Mal sehen was aus dem Küken noch wird. Man muss nur abwarten, dann hört man es ja. Am Weiher spricht sich immer alles schnell rum.

So kommt Kurt mit seinem Trudchen auch bei Hermine vorbei. „Liebste Hermine, darf ich dir meine fünf Töchter vorstellen? Vor drei Wochen sind sie geschlüpft. Ich war auch dabei, als sie mit ihren kleinen Schnäbeln die Eierschalen durchstoßen haben und dann ganz nass und noch ganz zerschknautscht aus dem Ei geschlüpft sind. Was bin ich stolz auf meine Familie. Hab doch bitte auch ein Auge auf die Mädchen, wenn sie evtl. alleine schwimmen gehen damit ihnen nichts passiert.“

„Nun wollen wir aber weiterschwimmen“, mischt sich Trudchen in das Gespräch ein, „denn es gibt noch so schrecklich viel zu sehen. Na denn Tschüss Hermine, wir sehen uns bald wieder.“

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