Eine Weihnachtsgeschichte zum Schmunzeln von Beate Seim
Sophie werkelte in der Küche. Es war der Vormittag von Heilig Abend und sie hatte noch allerhand zu tun. Die Kinder waren bei Oma und Opa und ihr Mann bereitete im Wohnzimmer alles zur Bescherung vor. Das war schon seit Jahren so Brauch und er ließ sich davon auch nicht abhalten.
Plötzlich öffnete er ziemlich energisch die Küchentür und fragte: „Weißt Du, wo der Josef ist?“
„Wie bitte, was soll ich wissen? Welcher Josef?“ entgegnete Sophie etwas genervt.
„Na, der von der Krippe, ich kann ihn nicht finden. Außerdem hast doch Du die Krippe letztes Jahr weggeräumt.“
„Tut mir leid, da kann ich Dir nicht weiterhelfen, ich habe ihn jedenfalls zusammen mit den anderen Figuren ordentlich eingepackt“, erwiderte seine Frau. „Schau bitte noch mal genauer nach!“
„Habe ich bereits, Du kennst doch meinen Wahlspruch, wenn ich etwas mache, dann gut und genau!“, war die Antwort ihres Mannes.
„Ja, ja“, seufzte Sophie, Jens und sein Wahlspruch, wie oft hatte sie den schon zu hören bekommen, doch leider traf er nicht immer den Nagel auf den Kopf.
„Er ist nicht da, ich habe überall gesucht. Was soll ich nur den Kindern heute Abend sagen, wenn die Krippe nicht vollständig ist?“, jammerte Jens.
Sophie zuckte nur die Schulter, da wusste auch sie keinen Rat.
Als ihr Mann zu den Großeltern unterwegs war, trug Sophie die Geschenke ins Wohnzimmer, um sie unter den Christbaum zu legen. Schmunzelnd und mit heiterer Miene trat sie wieder aus dem Zimmer. Die Kinder kamen mit Oma und Opa zurück und warteten sehnsüchtig auf die Bescherung. Als alle um den Weihnachtsbaum standen und das Lied „Stille Nacht“ sangen, staunte Jens nicht schlecht: Bei der Krippe stand wie jedes Jahr der Josef. Fragend sah er Sophie an, doch die lächelte nur.
„Ich glaube, Du wirst Deinem Wahlspruch untreu“, sagte sie später zu ihm, denn hättest Du etwas genauer nachgeschaut, dann wäre Dir aufgefallen, dass Dein „Krippen-Josef“ es sich unter der Baumdecke mal eben zum Schlafen gemütlich gemacht hatte.“