Gebet des Hundes

„Dass mir der Hund das Liebste sei, sagst Du, o Mensch, sei Sünde?

Der Hund war mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.“ So Franz von Assisi.

Jeder, der irgendwann einen Hund sein eigen nennen konnte, kann das nachfühlen.

Gebet des Hundes

Meine Hochachtung, Herr!

Bei meiner Schöpfung

hatte Deine Phantasie

eine gute Stunde.

Wie bist Du bloß

auf den Hund gekommen?

Auf diese Wundertüte

farbiger Möglichkeiten?

Auf dieses Kaleidoskop

vielfältiger Gestalten?

Dackel und Dogge,

Bernhardiner und Dalmatiner,

Schäferhund und Mops,

Pudel und Spitz,

Dobermann und Riesenschnauzer ….

Ach, Du weißt, Herr,

ich könnte noch viele Kollegen

und Artgenossen aufzählen:

bullige und drollige,

langhaarig und kurzgeschoren,

mit platter Schnauze und

mit treuem Blick,

auf der Jagd und

auf dem Schoß,

Kuscheltier und Wachkommando,

bissig und verspielt,

an langer Leine und

mit Schleifchen im Haar,

und dazu sind wir alle

siebenmal älter als Menschen ….

Ich habe nachgedacht, Herr.

Bei den Menschen sind wir beliebt.

„Haustiere“ nennt man uns sogar.

Aber in der Bibel kommen wir

eigentlich nur selten vor.

Wie kommt das?

Den Esel hast Du sogar

an die Krippe in Bethlehem gerufen.

Und den Ochsen dazu.

Aber die Hirten,

die als erste zur Krippe kamen,

hatten wohl nicht nur Schafe,

auch Hunde. Schäferhunde natürlich.

Und ehrlich gesagt!

Kannst Du Dir die Königin von Saba,

diese Glanznummer an Schönheit,

eigentlich ohne Schoßhündchen vorstellen?

Ich nicht.

Aber so ganz unbiblisch

sind wir auch wieder nicht.

Unser Kennwort heißt: WAU! WAU!

Und genau so lautet ein Buchstabe

im hebräischem Alphabet.

Ist das nichts?

WAU! WAU! – Urlaute der Welt

und zudem recht orientalisch,

ganz tief aus dem Rachen.

Ob auf der Jagd oder auf dem Schoß,

hinter einem Gitter oder an der Leine.

„WAU! WAU!“,

ist unser dankbares „Amen“

zu Dir und zu uns selbst.

WAU! WAU!

Wie schön, Herr!

Du bist auf den Hund gekommen.

WAU! WAU!

Ihre Renate Raidt

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