Darf ich mich vorstellen: Mein Name ist Beate Elisabeth Seim, geborene Straßel.
Am 13. März 1940 wurde ich – bedingt durch die Evakuierung meiner Eltern – in Augsburg geboren. Im Herbst 1940 kam ich jedoch zurück in meine Heimatstadt Pirmasens, wo ich bis heute noch lebe.
Meine Kinderjahre waren mit Sirenengeheul, Kelleraufenthalten, dem Geruch von Schutt und Asche und Angst ausgefüllt. Das Schlimmste jedoch war der Verlust meines Vaters durch den schrecklichen Krieg – da war ich noch nicht einmal drei Jahre alt. Meine Mutter und meine Oma waren fortan die einzigen Begleiterinnen durch mein junges Leben.
Eingeschult wurde ich im Jahr 1946 auf der Horebschule. Leider waren auch hier noch die Kriegs-Nachwehen zu spüren. Das Schulhaus mussten wir mit den französischen Besatzungskindern teilen. Im Winter saßen wir im ungeheizten Klassenzimmer, dick eingemummt in Mantel, Schal, Mütze und Handschuhe und nahmen – dennoch frierend – am Unterricht teil. Doch auch dies überstand ich und verließ 1954 die Volksschule mit Erfolg.
Vier Wochen später begann ich eine kaufmännische Lehre bei einer Buchdruckerei. Nach dem Besuch der Berufsschule und diverser Stenografie- und Schreibmaschinen-Kurse legte ich 1957 erfolgreich meine Prüfung zur Industriekauffrau ab. Das bedingte ein erstes Aufatmen in meinem Leben.
Endlich 18 – der Weg war frei zum Besuch der Tanzstunde. Der Unterricht bei der legendären Tanzlehrerin machte mir großen Spaß und ich tanzte unheimlich gerne. Dabei trat vermutlich auch das Erbe meiner ebenfalls tanzbegeisterten Eltern in Erscheinung. Die Krönung eines abgelaufenen Kurses war natürlich der jeweilige Abschlussball – das erste lange Kleid, ein Wiener Walzer, der Applaus – ich genoss diese unbeschwerte, schöne Zeit!
Erste Kenntnisse im Umgang mit kranken kleinen Kindern konnte ich mir bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Kinderklinik im Nardini-Haus aneignen. Drei Jahre lang ging ich fast jeden Sonntag den netten Ordensschwestern tatkräftig zur Hand. Die dabei reichlich gesammelten Erfahrungen kamen mir später bei meinen eigenen Kindern sehr zugute.
Die Musik brachte meinen Mann und mich zusammen, waren wir doch beide aktive Mitglieder im 1. Mandolinen-Orchester Pirmasens. Nach einem halben Jahr Verlobung sagten wir 1963 beide zueinander zweimal „Ja“ – inzwischen sind daraus 52 Jahre geworden. Gerne denken wir noch heute an unsere schöne Hochzeit zurück. Gemeinsam gingen wir durch Höhen und Tiefen unseres Lebens. Als Erholungsräume dienten uns stets der Schwarzwald und der schöne Pfälzer Wald.
In meinem Beruf war ich sehr ehrgeizig und schaffte es mit Fleiß und der seinerzeit noch zwingend notwendigen Beherrschung der Stenografie bis zur Chefsekretärin.
Mit der Geburt unserer Tochter im Jahr 1972 tauschte ich den Bürojob gerne gegen die Tätigkeiten als Hausfrau und Mutter ein. 1975 machte die Ankunft unseres Sohnes die Familie komplett.
Beim Kauf unseres Hauses war meine finanzielle Beteiligung gefragt. Doch mein „Erziehungs-Urlaub“ hatte mich von meiner früheren Tätigkeit weit entfernt, denn inzwischen war das Computer-Zeitalter angebrochen.
Ich wagte einen Neuanfang, machte mich zur „Bügel-Fee“ und damit zu meiner eigenen Chefin. Viele bügelscheue Kundinnen vertrauten mir ihre Wäsche an. Vom Geschirrhandtuch über das Herrenhemd bis zur Spitzendecke – unter meinem Eisen wurde alles glatt. So manches Smoking-Hemd und Abendkleid, die beim Ball des Oberbürgermeisters auf dem Parkett glänzten, waren von mir vorab in die richtige Form gebracht worden.
Dazwischen frönte ich meinem Hobby – dem Schreiben. Viele Leser einer der ortsansässigen Tageszeitungen schmunzelten 10 Jahre lang über meine Kolumnen; Kindergeschichten aus meiner Feder erschienen in der katholischen Kirchenzeitung und auch in diversen Magazinen war ich gern gelesene Gastschreiberin.
Zum „Herbstwind“-Team darf ich mich nunmehr auch schon seit 10 Jahren zählen.
Mein erstes Kinderbuch widmete ich unserer süßen Enkelin, mit der uns unsere Tochter 2009 zu glücklichen Großeltern machte.
In letzter Zeit wurde mein Hobby indes etwas in den Hintergrund gedrängt, denn mit bereits 70 Jahren wartete eine neue Aufgabe auf mich. Das Schicksal meinte es mit meinem Mann nicht besonders gut und nun braucht er mich rund um die Uhr zur Pflege. Ich hoffe, dass meine Kraft dazu noch lange reicht und wir noch ein paar gute Jahre miteinander erleben dürfen.
Beate Seim